Nichts haben, aber alles geben müssen
335.000 Wohnungslose gibt es in Deutschland, die Zahlen steigen immer weiter. Die Regensburgerin Marianne ist eine von ihnen. An einem Freitagmorgen erzählt sie, wie es dazu gekommen ist und was die Agentur für Arbeit damit zu tun hat. Ein Beitrag von Maria Seigner Marianne ist bereits seit einigen Stunden auf den Beinen. Ihr Gesicht ist blass, dunkle Schatten liegen unter ihren Augen, ihre leichten Falten scheinen über Nacht tiefer geworden zu sein. „Es war keine besonders gute Nacht“, murmelt sie müde und lächelt dünn. Die 43-Jährige fährt sich unruhig durch das ungekämmte braune Haar, betrachtet durch ein beschlagenes Fenster das langsame Erwachen der Stadt. Die Straßen und Gehwege füllen sich mit Menschen, die sich auf den Weg zur Arbeit machen, ihre Kinder in die Kita bringen, den Wochenend-Einkauf erledigen. Regensburg macht sich bereit für einen neuen Tag. Es ist alles wie immer. Oder? Nicht für Marianne. Seit gestern hat sie keine Wohnung mehr, in der sie sich morgens noch einmal in ihre Decken einwickeln kann – laut eigener Aussage weil Behördenversagen sie in die Armut getrieben …