Artikel, medientage, Workshop
Schreibe einen Kommentar

Snapchat – alles nur Trash? Der VJ-Workshop auf den Medientagen München 2016 aus der Sicht von Teilnehmerin Diana Mantel

Auf den Medientagen München 2016 haben sich Diana Mantel und Lisa Schulte Snapchat vorgeknöpft. Alles nur Trash oder ein wichtiges Instrument für Journalistinnen und Journalisten? Von ihren Erfahrungen auf dem VJ-Workshop berichtet euch Diana.

von Diana Mantel

Video-Journalismus – ein Thema, das ich immer schon mal vertiefen wollte. Klar: Erfahrungen mit Journalismus und der Arbeit an Texten hatte ich zur Genüge – aber mit Videos und echtem Video-Journalismus hatte ich bisher immer nur am Rande zu tun. Meine Team-Partnerin Lisa Schulte brachte schon mehr Erfahrungen auf dem Gebiet mit, sah den Kurs aber als guten Crashkurs für ihr bald beginnendes Volontariat bei Baden TV. Kurzum: wir beide meldeten uns an und lernten uns dann im Oktober 2016 im Workshop für Video-Journalismus der NJB kennen.

In den Gebäuden der Messe München trafen dann alle Teilnehmer inklusive der Dozenten und Organisatorinnen aufeinander. Und während in der Messe nebenan viele strahlende Frauen zu einer Kosmetik-Messe zogen, richteten wir – insgesamt zehn Teilnehmer – uns erst einmal in unserem Unterrichtszimmer ein – der Workshop konnte beginnen! Ganze fünf Tage lang würden wir sowohl vor dem offiziellen Beginn der Medientage München als auch während dieser (in der gläsernen Redaktion) im Rahmen unseres Workshops arbeiten, lernen und – last but not least – unsere eigenen Beiträge erstellen. 

Die Zusammensetzung des Kurses war völlig unterschiedlich: einige, wie ich, wollten mehr zu einem noch relativ unerschlossenen Gebiet erfahren, andere wollten auf ihren Kenntnissen aufbauen – und einige haben den Kurs sogar zum zweiten Mal besucht. Das lag übrigens keinesfalls an der schlechten Qualität des Kurses: Vielmehr hatten drei beim letzten Kurs so viel Spaß daran gehabt, dass sie wieder teilnehmen und sich dieses Mal auf andere Schwerpunkte konzentrieren wollten. 

Erst kam wie immer die unvermeidliche Vorstellungsrunde, bei der wir auch unsere Organisatorinnen – Natalie Mayroth und Stefanie Witterauf – und unsere Dozenten kennenlernten: Robert Stöger, Bayerischer Rundfunk und vor allem zuständig für „Puls“, und Thomas Kießling, ebenfalls Bayerischer Rundfunk und von der Sendung „Kontrovers“. Und damit konnte es auch schon losgehen! 

Ohne Einführung geht bei einem guten Workshop natürlich nichts: wir haben zuerst einiges über die typischen Fehlern beim Texten zu Bildern gelernt, haben den richtigen Aufbau eines guten Video-Berichts kennengelernt, alles über die 5-Shot-Regel erfahren – und natürlich wurde uns erklärt, wie man am besten einen solchen Beitrag aufbaut. Nicht zuletzt ging es um sogenannte „Gefäße“ erfahren, also um gute visuelle Mittel, die eine Botschaft oder ein Thema eingängiger präsentieren können – ein Text, der durch die Buchstaben seines Themas gegliedert wird, wäre so ein Beispiel…

Je kleiner die Gruppe sind, desto intensive das Lernen, ganz klar: darum wurden schon recht früh zwei Gruppen gebildet, eine mit konzeptionellem und inhaltlichen Schwerpunkt und eine mit technischem. Während ich mich für die Inhaltsgruppe gemeldet habe, entschied sich Lisa für die Technik-Gruppe – und in diesen Kleingruppen wurde der Workshop noch mal richtig intensiv.


O
hne richtiges Thema geht natürlich nichts: In der Inhaltsgruppe haben wir uns an Themen orientiert, die auch auf den Medientagen eine Rolle spielen würden, zum Beispiel die Mediengestaltung für Behinderte, Netzneutralität, Virtual Reality, aber eben auch neue soziale Medien – wie Snapchat. Gerade diese App war für mich immer ein rotes Tuch – und darum habe ich mich dafür entschieden, einen Beitrag über Sinn und Unsinn von Snapchat zu machen. Ist Snapchat nur eine App, auf der C-Promis ihre Gefühlslagen mit Filtern versehen – oder kann Snapchat noch viel mehr? Dieser Frage wollte ich auf dem Workshop nachgehen.

Und auch die Technik-Gruppe war alles andere als faul: Hier wurde gelernt, wie man mit der Kamera richtig umgeht, wie man Menschen und Objekte vor der Kamera gut ausleuchtet und was man in Sachen Ton alles beachten muss. Das blieb natürlich keine trockene Theorie: jede(r) bekam eine Kamera in die Hand und darf sich selbst erproben. 

https://www.instagram.com/p/BMBwqPODGY8/


R
ichtig Beiträge leben natürlich von guter Vorbereitung und tiefgehender Recherche. Also habe ich zu dem Thema „Snapchat“ recherchiert, habe mir Gedanken über das Konzept gemacht und nach guten Ansprechpartnern gesucht. Gar nicht so leicht! Aber am Ende standen unsere Interviewpartner fest: unser Team „Snapchat“ würde mit August Pflugfelder sprechen, verantwortlich für die erste Soap auf Snapchat „Iam.Serafina“, und mit Daniel „Dan“ Zoll, einem Trainer und Experten für Social Media.



N
atürlich ist ein bloßes Konzept noch nicht alles: die richtigen Bilder müssen gefunden werden, um einen Video-Beitrag wirklich lebendig zu machen. Also haben Lisa und ich überlegt, was wir noch alles zeigen können, um das Thema „Snapchat“ gut zu präsentieren. Wir haben uns für eine Umfrage auf den Medientagen entschieden, wer dort wie Snapchat nutzt – und ob das überhaupt geschieht. Denn, so erschien es uns: ganz angekommen ist Snapchat noch nicht in Deutschland – wir waren gespannt, wie es auf den Medientagen laufen würde!

Am nächsten Tag ging es dann richtig los, und zwar mit der Unterstützung von dem Profi Oliver Guse, der uns ab jetzt begleitet und uns unermüdlich geholfen hat. Wir begannen unseren Dreh, indem wir Ausschnitte aus Snapchat – Yotta, Biggi G und andere Social Media-Stars lassen grüßen! – gefilmt haben. Später an diesem Tag fuhren wir zum Bayerischen Rundfunk. Dort durfte ich August Pflugfelder interviewen, für den Snapchat alles andere als schlichter Trash ist. Vielmehr, hat er uns erklärt, könne man damit Geschichten ganz neu erzählen, wie das in der Soap „Iam.Serfina“ geschehe – und man sei damit viel näher nicht nur an der Hauptfigur, sondern auch an den Zuschauern, die direkt ihr Feedback geben könnten. Doch nicht nur für fiktionale Geschichten biete Snapchat etwas, für ihn sei noch viel mehr mit Snapchat möglich, vor allem in Sachen Journalismus: denn Journalisten könnten damit auch schnell und authentisch aus Kriegsgebieten berichten. Fern von einer oberflächlichen App könne Snapchat seiner Meinung damit sogar den Journalismus bereichern.

Logischerweise waren unsere Drehs damit noch nicht beendet. Als Nächstes sprach ich mit Daniel Zoll, für den Snapchat ein zweischneidiges Schwert darstellt: auf der einen Seite biete Snapchat für Journalisten neue Möglichkeiten, an einzigartige Informationen zu kommen, zum anderen würde es aber doch zu oft nur dann eingesetzt, wenn zum Beispiel Fernsehsender zwar Berichterstattung haben wollen, aber für diese kein großes Kamerateam einsetzen wollen – und damit ende manche gute Idee eben viel zu oft in unwichtigen Nachrichten. Unsere spätere Umfrage unter Jugendlichen bewies schließlich: je jünger, desto begeisterter zeigten sich die Medientage-Besucher von dieser App. Manche lehnten sie zwar auch ganz ab, aber vielen gefiel vor allem der Reichtum an unterschiedlichen Möglichkeiten, sowohl Bilder als auch Videos machen und gleichzeitig kommunizieren zu können – die meisten Jugendlichen lieben diese App also.

Nächste Nachtschicht #njbmt16 #mtm16 #mediencampus #medientagemünchen

A post shared by Njb e.V. (@njb_ev) on

In der Tat war unsere Arbeit damit erst halb erledigt: ja, wir hatten alles gefilmt, was wir wollten, aber jetzt ging es an Schnitt, Tonbearbeitung und das Einsprechen der Beiträge – eine Heidenarbeit. Aber Oliver, unser Technik-Held, unterstützte uns weiter mit aller Kraft, und so kamen wir gut voran. Trotzdem warfen wir immer wieder die Struktur unseres Beitrags um, schmissen Teile raus, bauten wieder und wieder um, drehten ein paar kleine Szenen sogar nach, formulierten an den Texten, und am Ende sprach ich diese dann ein – in unserem kleinen Impro-Tonstudio unter meiner dicken Winterjacke. Und um uns herum tosten die Medientage voller Journalisten, Medienschaffenden und Experten.

Schließlich stand er, unser Beitrag – nun ja, fast. Zumindest hatten wir am vorletzten Tag des Workshops den Beitrag relativ fertig. Aber trotzdem, am Donnerstag, dem letzten Tag unseres Kurses, blieb noch viel Arbeit: Bauchbinden für die Interviewpartner (natürlich im Snapchat-Design!), noch ein kleiner Nachdreh für eine Szene, dazu Angleichung des Tons, Feinschliff und dann … plötzlich war der Beitrag fertig. Sicher hätte es noch viele Ideen gegeben, aber wir beließen es dabei, und waren damit sogar vor ein paar anderen Teams fertig.

Mit dem guten Gefühl, den Beitrag beendet zu haben, konnten Lisa und ich dann die Medientage ein wenig erkunden – und gleichzeitig haben wir versucht, unsere Workshop-Kollegen ein wenig zu unterstützen, wenigstens mit einem kleinen Imbiss, als für einige die Mittagspause ausfallen musste. Doch schließlich gelang allen der Abschluss ihrer Beiträge, und die Erleichterung war deutlich spürbar. 

Und am Ende schaffte es unser Beitrag sogar auf die große Leinwand – naja, nicht auf die ganz große Kinoleinwand, aber er wurde vor Publikum auf den Medientagen gezeigt. Dazu bekamen wir von einer professionellen Jury, bestehend aus drei Experten des Bayerischen Rundfunks, sogar ein professionelles Urteil – und vor allem deren Lob, dass unsere Beitrag sehr innovativ und gut gemacht war, hat uns sehr glücklich gemacht.                                                                                                                                     



S
chlussendlich das Fazit: Der Kurs hat sich wirklich gelohnt! Wir haben viel gelernt, hatten tolle Dozenten mit Rat und Tat zur Seite und haben großartige Leute im Workshop kennengelernt! Und wir sind sehr stolz auf unseren kleinen Beitrag – und auf die viele Arbeit, die darin steckt. Danke, NJB, dass wir die Chance hatten, an diesem Workshop teilzunehmen!

Schreibe einen Kommentar